Alter

Im Sprachgebrauch gibt es viele sogenannte tausendjährige Eichen. Auch in der Literatur findet sich des Öfteren die Angabe von 1.000 oder noch mehr Jahren. Bei der einen oder anderen Eichen findet man vor Ort auch ein Schild mit dem Hinweis, dass sie 1.000 Jahre alt wäre. Aber wie so oft ist da der Wunsch meist Vater des Gedankens. Stand jetzt ist bei keiner Eiche in Deutschland ein Alter von 1.000 Jahren nachgewiesen worden. Das Deutsche Baumarchiv geht von einem jährlichen Umfangszuwachs von 1,8 bis 2,0 cm aus. Das deckt sich auch in etwa mit meinen bisherigen Umfangsmessungen. Anhand dessen kann man das Alter einer Eiche aufgrund des Stammumfanges grob abschätzen. Hinzu kommt auch immer, wo die Eiche aufgewachsen ist. Wie etwa im Freistand, die dann etwas schneller wächst, oder im Bestand. Auch andere Faktoren, wie Bodenbeschaffenheit, spielen eine Rolle. Die Ivenacker Eichen wurden 1995 angebohrt und Bohrkerne entnommen. Alle Eichen sind innen komplett hohl. Bei der Großen Eiche, die einen Stammumfang von 11,70 m hat, konnten bei der verbliebenen Stammwandung 193  Jahrringe ausgezählt werden. Das hat man dann hochgerechnet und das Gesamtalter auf etwas über 800 Jahre angesetzt. In den letzten 193 Jahren ist die Eiche nur um durchschnittlich 1,16 cm im Umfang gewachsen. Damit gehört sie zu den am langsamsten wachsenden Eichen in Deutschland.


Am anderen Ende stehen Eichen, die sehr schnell wachsen. Die Luthereiche in Langenholtensen wurde nachweislich am 10. November 1883 gepflanzt. Die Eiche ist also noch keine 150 Jahre alt. Der Stammumfang in Brusthöhe beträgt allerdings 7,30 m. Pro Jahr wächst die Eiche demnach über 5 cm im Umfang. Ebenfalls sehr schnell wächst die Christoph von Schmid-Eiche in Dinkelsbühl. Die Eiche wurde im Oktober 1841 gepflanzt und hat einen Stammumfang von 7,00 m. Pro Jahr legt der Umfang um knapp 4 cm zu. Auch bei anderen Eichenist ein schnelles Wachstum bekannt. Beispielsweise die Gerichtseiche in Groß Schneen, die einen Stammumfang von 7,92 m hat. Die Gerichtseiche wurde im Jahr 2004 angebohrt. Dessen Stamm ist im inneren hohl. Der unterste Starkast war aber voll holzig. Das Alter der Eiche wurde nach Auszählung und Hochrechnung auf 275 Jahre angesetzt. Die Eiche legt demnach pro Jahr um 2,7 cm im Umfang zu.

Letztendlich gibt es wohl nur ganz wenige Eichen die Älter, als 600 Jahre sind. Die ältesten Eichen, die allesamt einen Stammumfang von über 10 m haben, haben wohl ein Alter von etwa 800 Jahren. Dazu gehört die Große Eiche in Ivenack, die Femeiche in Erle und die Grabeiche in Nöbdenitz. Ich gebe bei jeder Eiche eine Altersangabe an. Es handelt sich aber bis auf ganz wenigen Ausnahmen letztendlich nur um eine Schätzung, da bei kaum einer monumentalen Eiche das konkrete Pflanzjahr bekannt ist. Ich orientiere mich an Altersangaben der neuesten Literatur, versuche den Standort zu berücksichtigen und Vergleiche meine Messwerte mit älteren Messwerten. Letztendlich bleibt es nur ein grober Schätzwert. Die Angaben sind auch nicht als einen festen Wert anzusehen. Jede Jahresangabe ist mit einem Toleranzbereich von +/- 50 Jahren, wohl aber eher +/- 100 Jahren anzusehen. Also Anhaltspunkt für meine Altersangaben mal folgende Übersicht, die sich je nach Umfang ändert: Bis 200 Jahre ein Toleranzbereich von etwa +/- 25 Jahre, bis 350 Jahre um die +/- 50 Jahre, bis 500 Jahre dann +/-100 Jahre und über 500 Jahre +/- 200 Jahre.

Grabeiche in Nöbdenitz
Grabeiche in Nöbdenitz
Letztes Update: 10. April 2022