Messmethode

Brusthöhenumfang (BHU)

Bildeiche bei Albertshausen
Eiche bei Schloss Nagel

Die wichtigste Information zu jeder monumentalen Eiche ist der Stammumfang. Dazu wird der Umfang in Brusthöhe gemessen, was einer Höhe von 1,3 m entspricht. Der Brusthöhenumfang (BHU) ist die am weitesten verbreitete Messmethode in Deutschland und wird seit über 100 Jahren in dieser Art durchgeführt. In anderen europäischen Ländern wird teilweise in 1,5 m Höhe gemessen. In der Forstwirtschaft wird bei Waldbäumen meistens der Brusthöhendurchmesser (BHD) angegeben, der sich aus dem Brusthöhenumfang mittels der Kreiszahl berechnen lässt. Wichtig dabei ist, dass die 1,3 m Höhe immer vom höchsten Punkt des Bodens aus gemessen wird. Steht die Eiche an einem Hang, so wird entsprechend Hangoberseitig in 1,3 m Höhe gemessen. Bei Erdaufschüttungen oder Bodenerosion wird nach dem höchsten Punkt des ehemaligen Bodenverlaufs gesucht. Dieser Punkt kann demnach niedriger sein als der heutige Bodenverlauf, weshalb sich Messungen zu einem späteren Zeitpunkt erschweren. Sollte der Umfang unterhalb von 1,3 m Höhe geringer sein, so wird an dieser Stelle gemessen. Dies entspricht dann die Taille des Stammes, was entsprechend vermerkt wird. Hinzu kommt noch, dass immer unterhalb des untersten Starkastes (10 cm Durchmesser) oder großen Astloches gemessen wird. Gehen diese tiefer als 1,3 m Höhe ab, so wird die Taille darunter gemessen und als Taille vermerkt.

Eiche am Emmertshof

Gerade die Messung des BHUs bei Eichen, die an einem Hang stehen, bereitet Schwierigkeiten. Seit einem Treffen europäischer Baumexperten im Jahr 2011 wird für die BHU-Messung der vermeintliche Keimpunkt für die Höhenbestimmung empfohlen. Das bedeutet bei einem Standort an einem Hang halbe Hanghöhe. Die Messung erfolgt dadurch deutlich tiefer, als wenn man 1,3 m Höhe von der Hangoberseite aus bestimmt. Die Messwerte sind dadurch nur schlecht vergleichbar. Historisch gesehen wurde fast immer Hangoberseitig gemessen, sodass ich das auch weiterhin praktiziere. Alle BHU-Messungen auf meiner Seite habe ich von der Hangoberseite aus durchgeführt. Bei der Messung in halber Hanghöhe kommt erschwerend hinzu, dass bei späteren Messungen kaum die gleiche Messhöhe einzuhalten ist. Nur unter größerem Aufwand, wie etwa abfotografieren des Maßbandes, oder einmessen von markanten Rindenstrukturen, lässt sich die gleiche Messhöhe wiederholen. Einen weiteren Problempunkt sehe ich darin, dass bei manchen Bäumen, die an einem extremen Steilhang stehen, das Bandmaß an der Oberseite fast in Bodennähe um den Stamm führt, wie beispielsweise bei der Tausendjährigen Eiche in Schloss Nagel. Dadurch werden Wurzelanläufe mit eingemessen, die Messung fällt entsprechend höher aus. Die Kattholzeiche bei Perdöl, die Eiche bei Wewelsburg, oder die Eiche beim Emmertshof stehen an einer Geländekante. Von der Hangoberseite zur Hangunterseite macht das Gelände einen Absatz von teilweise 1 m. Zudem haben diese Eichen einen extrem breiten Stammfuß, der sich abrupt verjüngt. Messungen mit einer Höhendifferenz von 10 oder 20 cm wirken sich beim Umfang mit mehr als 1 m aus. Halbe Hanghöhe bedeutet auch hier, dass man den verdickten Stammfuß beim Messen stark mit einbezieht. Die drei genannten Eichen haben Stammumfänge von knapp 10 m, Emmertshof und Wewelsburg, und über 12 m bei der Kattholzeiche, wenn man in halbe Hanghöhe misst. Auf dem Stammsockel sitzen aber nur relativ dünne Stämme mit Taillenumfänge von 6,20 m bis 7,70 m auf. Gerade bei solchen Eichen macht meine ich die Taillenmessung am meisten Sinn. BHU-Messungen sind nur schwer reproduzierbar, Taillenmessungen haben quasi keine Differenz.

Taillenumfang

Eine andere Messmethode ist noch die Taillenmessung, die den Vorteil hat, dass das Bodenniveau, welche sich mit der Zeit durch Erdaufschüttungen oder Bodenerosion ändern kann, unberücksichtigt bleibt. Mehrfachmessungen führen nur zu einem geringen Unterschied, im Gegensatz beim Brusthöhenumfang bei monumentalen Eichen mit verjüngenden Stamm (abholzig). Die Messung lässt sich dadurch zu einem späteren Zeitpunkt einfacher wiederholen. Man sucht dabei am Stamm nach die Stelle mit dem geringsten Durchmesser und misst da den Umfang. Dabei kann das Maßband auch schräg oder geschlungen um den Stamm geführt werden, um so Ausbuchtungen und Wucherungen zu umgehen. Ziel dabei ist es, den geringstmöglichen Umfang zu bekommen. Die Taillenmessung wird bis in eine Höhe von maximal 2,5 m durchgeführt. Sollte der Kronenansatz tiefer als 2,5 m liegen, die Taille demnach auch, so wird unter dem beginnenden Astkranz oder großen Astlöchern gemessen. Befindet sich die Taille tiefer als 1,3 m Höhe, oder auch nur teilweise tiefer bei einer geschlungenen Messung, so wird das Taillenmaß automatisch auch das Maß des Brusthöhenumfanges. Eine separate Messung des Brusthöhenumfanges entfällt dadurch. Liegt die Taille komplett höher als 1,3 m, so wird zusätzlich in 1,3 m Höhe den Brusthöhenumfang gemessen, siehe oben. Nur bei ganz wenigen monumentalen Eichen befindet sich die Taille höher als 2,5 m. Mit dieser Messmethode lassen sich demnach beinahe alle monumentale Eichen relativ einfach messen, ungeachtet des veränderlichen Bodenniveaus.

Briefmarkeneiche bei Beberbeck, Taillenmessung
Große Eiche am Thurmgut bei Hermannsfeld, BHU-Messung

Baumhöhe

Die Höhe der monumentalen Eichen messe ich mit einem Laser-Entfernungsmesser. Lange Zeit habe ich das Nikon Forestry Pro genutzt. Ab Mitte 2018 habe ich das Nikon Coolshot 80i VR genutzt. Durch die stabilisierte Optik ist die Höhenmessung einfacher als mit einem Laser der nicht stabilisiert ist. Aktuell nutze ich ein Nikon Coolshot Pro Stabilized. Vergleichsmessungen mit deutlich teureren Geräten haben gezeigt, dass die Laser von Nikon im entsprechenden Höhenbereich der monumentalen Eichen genauer als 1 m messen. Und da ich die Höhe ohnehin nur auf 1 m genau angebe, ist die Ungenauigkeit zu vernachlässigen.
Entscheidender ist, dass man auch tatsächlich den höchsten Trieb misst, was bei einer breiten Krone und beengtem Umfeld nicht immer leicht ist. Deshalb messe ich immer aus verschiedenen Richtungen. Wichtig bei der Messung ist, dass zur Spitze und zur Basis mittels Entfernungs- und Winkelmessung gemessen wird. Steht die Eiche an einem Hang, so wird der vermeintliche Keimpunkt, entsprechend halber Hanghöhe, als Basispunkt genommen.
Andere Messmethoden, wie eine Dreipunktmessung, die auch mit dem Nikon möglich wäre, ist Fehlerbehaftet. Dabei wird die Entfernung zum Stamm und eine reine Winkelmessung zur Spitze und zur Basis durchgeführt. Auch ältere Messgeräte aus der Forstwirtschaft, wie dem Suunto, basieren nach diesem Prinzip. Bei einem Schrägwuchs der Eiche oder wenn der höchste Trieb nicht senkrecht über der Stammbasis ist, führt die reine Winkelmessung zur Spitze zu Fehlern. Ist die Spitze zum Messgerät hingeneigt, führt eine steilere Winkelmessung zu einer größeren Höhe. Bei weg geneigter Spitze zu einer entsprechend niedrigeren Höhe, bedingt durch einen flacheren Winkel.

Kronenbreite

Mit Kronenbreite ist der mittlere Durchmesser der Baumkrone gemeint. Einzelne Äste, die länger sind, die die Krone dadurch in eine Richtung etwas breiter machen, bleiben dabei unberücksichtigt. Die Kronenbreite zu Messen ist mit am schwierigsten bei allen Messungen. Denn kaum eine Baumkrone ist kreisrund. Am einfachsten lässt sich die Kronenbreite durch abschreiten und zählen der Schritte ermitteln. Kennt man seine Schrittlänge, bei mir genau 1 m, kann man recht schnell die Kronenbreite ermitteln. Am besten macht man das zweimal in verschiedene Richtungen. Etwas genauer ist das direkte messen mit einem Maßband. Das mache ich aber eigentlich recht selten. Bei beiden Methoden muss man auch tatsächlich senkrecht unterhalb des äußersten Baumbereiches beginnen und auf die andere Seite messen. Eine weitere Methode ist das Messen auf Bilder. Die Baumhöhe ist durch die Lasermessung bekannt. Mit dem Lineal kann man dann das Verhältnis von Baumhöhe und Kronenbreite ausmessen und anhand der Höhenmessung umrechnen. Am meisten wende ich die Methode in Google-Earth an. Ein Großteil der monumentalen Eichen stehen im Freistand. Auf dem Satellitenbild von Google-Earth ist die Kronenbreite dann meistens gut zu sehen. Mit der Linealfunktion von Google-Earth lässt sich dann recht einfach der Durchmesser der Krone ermitteln. Man misst mehrmals in verschiedene Richtung die jeweils größte Kronenausdehnung und bildet einen Mittelwert. Vergleiche mit realen Messungen mit Bandmaß haben nur geringe Unterschiede ergeben. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass das Satellitenbild bei Google-Earth nicht immer aktuell ist. In der Zwischenzeit kann sich die Breite der Krone durch Einkürzungen bei Pflegemaßnahmen oder durch Sturm- und Blitzschaden reduziert haben.

Letztes Update: 7. April 2019