Bräutigamseiche im Dodauer Forst bei Eutin
Die Bräutigamseiche ist mit einem Stammumfang von 5,70 m eigentlich noch etwas zu dünn für meine Seite, aber wegen der besonderen Geschichte nehme ich sie mit auf. Sie steht im Dodauer Forst,
etwa 3,5 km westlich von Eutin, mitten im Wald. 50 m östlich geht ein Forstweg vorbei, der von der Ortschaft Kreuzfeld zur B 76 führt. Der monumentale Stamm ist noch geschlossen, zeigt aber
einige Verletzungen von ehemaligen Ästen. Durch Jahresringbohrungen konnte in den 1990er Jahren ein Alter von etwa 280 Jahren ermittelt werden. In 3 m Höhe teilt sich der Stamm in mehrere Äste
auf, die die hoch reichende Krone bilden. Ein Ast ist nach 2 m gekappt, ein weiterer Ast ist ebenfalls eingekürzt. Die Krone ist nicht mehr besonders dicht. Der Zustand ist noch in Ordnung. Die
Eiche ist von einem Lattenzaun umgeben. Auf einer Seite führt dieser Gang artig bis zum Stamm hin. Am Stamm angelehnt ist eine Treppenartige Leiter mit Geländer. In etwa 3 m Höhe befindet sich
ein Loch im Stamm, das angemalt ist. Dieses Loch dient seit etwa 120 Jahren als Briefkasten für Menschen, die auf Partnersuche sind. Ein Postbote legt täglich die Post in das Loch.
Ort: | Dodauer Forst |
Gemeinde: | Eutin |
Landkreis: | Ostholstein |
Bundesland: | Schleswig-Holstein |
Höhe: | 70 m über NN |
Baumart: | Stieleiche |
Alter: | etwa 300 Jahre |
Brusthöhenumfang: | 5,70 m |
Taillenumfang: | 5,68 m |
Höhe des Baumes: | 29 m |
Kronendurchmesser: | ca. 15 m |
Jahr der Messungen: | 2023 |
Die Bräutigamseiche war bis vor ein paar Jahren der einzige Baum auf der Welt mit eigener Postadresse. Die offizielle Adresse lautet Bräutigamseiche, Dodauer Forst, 23701
Eutin. Briefe aus der ganzen Welt werden an diese Adresse adressiert und von einem Postbooten in das Loch gelegt. Ein Postgeheimnis wie an anderen Orten gibt es hier nicht. Jeder der
kommt, kann in das Loch greifen und sich einen Brief herausholen. Die Briefe werden sowohl von Frauen als auch von Männern gelesen. Das ganze hat seinen Ursprung im Jahr 1892 gefunden. Die
Tochter eines Försters, die in der 250 m nördlich gelegenen Dodauer Försterei lebte, hat sich in einen Leipziger Schokoladenfabrikanten verliebt. Ihr Vater hatte jedoch etwas gegen diese
Liebesbeziehung. Die beiden Liebenden haben begonnen, sich Gegenseitig heimlich Liebesbriefe zu schreiben. Ihre Liebesbriefe haben sie in das Astloch dieser Eiche gesteckt. So konnte der andere
den Liebesbrief herausnehmen und seinerseits wieder einen Brief deponieren. Irgendwann hat dann der alte Förster eingesehen, dass er nicht gegen die Liebe seiner Tochter ankommen kann und hat
sein Einverständnis gegeben, dass seine Tochter den Fabrikanten heiraten darf. Die Verliebten gaben sich dann schließlich am 2. Juni 1892 unter der Bräutigamseiche das Ja-Wort. Von da an diente
das Astloch als Briefkasten für verliebte oder für welche, die auf der Suche nach dem oder der Richtigen sind. Kurz nach der Hochzeit wurde in der nahegelegenen Försterei eine Schankwirtschaft
mit Pension eingerichtet. Der Bekanntheitsgrad der Eiche ist gestiegen. Viele Kurgäste wanderten zur Försterei und besuchten auch die Bräutigamseiche. In dem Astloch wurde ein Briefkasten
eingerichtet. Um die Jahrhundertwende hat die Post dann den Zustelldienst zur Bräutigamseiche übernommen. Seit 1927 verfügt die Eiche über eine eigene Postanschrift. Der Postboote bringt täglich
von Montag bis Samstag bis zu 40 Briefe aus aller Welt. In manchen Zeiten ist der Briefverkehr recht gering, wenn aber irgendwo in der Welt wieder ein Bericht über die Eiche im Fernsehen oder in
einer Illustrierten erschienen ist, lebt der Postverkehr wieder auf. So konnten schon über 100 Ehevermittlungen verzeichnet werden. Die Eiche selbst soll angeblich jährlich von 200.000 bis
300.000 Partnersuchende, oder einfach von Neugierigen, aufgesucht werden. Seit dem 25. April 2009 ist die Eiche selbst verheiratet, mit dem zweiten Baum Deutschlands mit eigener Postanschrift,
der Himmelgeister Kastanie.
Literatur
- Uwe Kühn, Stefan Kühn, Bernd Ullrich: Bäume, die Geschichten erzählen. BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München 2005, ISBN 3-405-16767-1, Seiten 152-153.
- Hans Joachim Fröhlich: Alte liebenswerte Bäume in Deutschland. Cornelia Ahlering Verlag, Buchholz 2000, ISBN 3-926600-05-5, Seite 34.
- Hans Joachim Fröhlich: Band 6, Schleswig Holstein, Hamburg und Bremen. In: Wege zu alten Bäumen. WDV-Wirtschaftsdienst, Frankfurt 1994, ISBN 3-926181-21-4, Seite 33-34 und 76.
Letztes Update: 2. Juni 2023