Grabeiche in Nöbdenitz
Die Grabeiche steht mitten in Nöbdenitz neben der Haupstraße auf einem eingezäunten Rasenstreifen. Im Guiness-Buch der Rekorde wird die Grabeiche mit 2.000 Jahren als älteste Stieleiche Europas
geführt. Das hohe Alter wird aber vielfach angezweifelt. Sie wird bereits im Jahr 1598 in einem Kirchenbuch der Nöbdenitzer Pfarrei beschrieben: „Ein hohler Eichenbaum, stammet noch aus
heidnischer Zeit.“ 1819 hat die monumentale Eiche bei einem Sturm einen Teil ihrer Krone verloren. Darüber wird 1898 in Die Gartenwelt berichtet: „Der große Sturmwind am 8. Juli
1819 beraubte sie am Wipfel eines ihrer stärksten Äste. Innen ist sie hohl. Geheimrat v. Thümmel kaufte sie kurz vor seinem Ableben der Pfarrei ab und bestimmte sie zu seine zukünftigen
Grabstätte, weshalb sie nach seinem Tode (21. März 1828 [wohl falsches Datum]) ausgemauert, und der Leichnam in diese ihm zubereitete Gruft beigesetzt wurde. Nach forstwirtschaftlichen Gutachten
soll sie mehr als 1000 Jahre alt sein, was, wenn es wirklich zuträfe, eine ausserordentliche Seltenheit sein würde. Der Umfang des Stammes über der Wurzel beträgt 12 m.“
Die Krone ist bei dem Sturm 1819 auf eine Stammhöhe von etwa 10 m abgebrochen und weitere Äste sind herausgebrochen. Noch heute ist die Bruchstelle sichtbar. Im Jahr 1824 hat sich der verstorbene Hans Wilhelm von Thümmel gemäß seinem Vermächtnis in einer gemauerten Gruft im Hohlraum des Stammes bestatten lassen. Er wurde gemäß seinem Wunsch ohne Sarg und sitzend bestattet. Darüber wird bereits 1826 in Neuer Nekrolog der Deutschen von Friedrich August Schmidt berichtet: „Zu seinem Begräbnisplatze hatte er schon lange vorher eine alte Eiche – die sich mitten im Dorfe Nöbdenitz erhebt und in deren kühlem Schatten er oftmals, auch in geselligen Kreisen, auf daselbst angebrachten Moossitzen ausgeruhet und manche seiner sinnigen aphoristisch dargestellten Lebenserfahrungen niedergeschrieben hatte – bestimmt; unter ihrem Stamme wollte er ohne Sarg, wie sein fürstlicher Freund Ernst II. ruhen. Sein Wille wurde genau befolgt. Der Leichnam, von Altenburg nach Nöbdenitz gebracht, wurde dicht unter der Eiche in einer sitzenden Stellung eingesenkt; und blos der Baum bezeichnet den Ort, wo seine irdische Hülle schlummert.“
Um der ganzen Geschichte auf den Grund zu gehen, hat ein Lehrer mit einigen seiner Schüler im Jahr 1959 die Eiche genauestens untersucht. Er hat im hohlen Stamm gegraben und ist dabei auf eine schwere Abdeckplatte gestoßen. Durch einen breiten Riss konnte er mit einer Taschenlampe in die darunter liegende Gruft schauen und dort die sterblichen Überreste von Thümmels sehen. Von Thümmel wurde also tatsächlich unter der Eiche bestattet. Um die Standsicherheit der Eiche zu Gewährleisten wurden im Jahre 2009 zwei Metallstützen und Halteseile angebracht. 2014 erfolgten Bestrebungen einer Fällung der Eiche, wegen fehlender Verkehrssicherheit. Dies konnte jedoch durch Bürgerproteste und einem zweiten Gutachten, das erste sprach von Fällung, verhindert werden. Im August 2019 hat die Eiche ein Korsett bekommen. Zwei Stahlsäulen wurden aufgestellt, an denen Stützseile für die Äste befestigt sind. Die Eiche befindet sich in keinem besonders guten Zustand. Der Stamm ist komplett hohl und mehrmals gespalten. Nur durch Metallringe wird der Torso noch zusammengehalten. Stützen und Halteseile verhindern das Umfallen des Baumes, bei stark reduzierter Krone. Dennoch zeigt sich die Eiche seit Jahren mit unveränderter Vitalität.
Die Krone ist bei dem Sturm 1819 auf eine Stammhöhe von etwa 10 m abgebrochen und weitere Äste sind herausgebrochen. Noch heute ist die Bruchstelle sichtbar. Im Jahr 1824 hat sich der verstorbene Hans Wilhelm von Thümmel gemäß seinem Vermächtnis in einer gemauerten Gruft im Hohlraum des Stammes bestatten lassen. Er wurde gemäß seinem Wunsch ohne Sarg und sitzend bestattet. Darüber wird bereits 1826 in Neuer Nekrolog der Deutschen von Friedrich August Schmidt berichtet: „Zu seinem Begräbnisplatze hatte er schon lange vorher eine alte Eiche – die sich mitten im Dorfe Nöbdenitz erhebt und in deren kühlem Schatten er oftmals, auch in geselligen Kreisen, auf daselbst angebrachten Moossitzen ausgeruhet und manche seiner sinnigen aphoristisch dargestellten Lebenserfahrungen niedergeschrieben hatte – bestimmt; unter ihrem Stamme wollte er ohne Sarg, wie sein fürstlicher Freund Ernst II. ruhen. Sein Wille wurde genau befolgt. Der Leichnam, von Altenburg nach Nöbdenitz gebracht, wurde dicht unter der Eiche in einer sitzenden Stellung eingesenkt; und blos der Baum bezeichnet den Ort, wo seine irdische Hülle schlummert.“
Um der ganzen Geschichte auf den Grund zu gehen, hat ein Lehrer mit einigen seiner Schüler im Jahr 1959 die Eiche genauestens untersucht. Er hat im hohlen Stamm gegraben und ist dabei auf eine schwere Abdeckplatte gestoßen. Durch einen breiten Riss konnte er mit einer Taschenlampe in die darunter liegende Gruft schauen und dort die sterblichen Überreste von Thümmels sehen. Von Thümmel wurde also tatsächlich unter der Eiche bestattet. Um die Standsicherheit der Eiche zu Gewährleisten wurden im Jahre 2009 zwei Metallstützen und Halteseile angebracht. 2014 erfolgten Bestrebungen einer Fällung der Eiche, wegen fehlender Verkehrssicherheit. Dies konnte jedoch durch Bürgerproteste und einem zweiten Gutachten, das erste sprach von Fällung, verhindert werden. Im August 2019 hat die Eiche ein Korsett bekommen. Zwei Stahlsäulen wurden aufgestellt, an denen Stützseile für die Äste befestigt sind. Die Eiche befindet sich in keinem besonders guten Zustand. Der Stamm ist komplett hohl und mehrmals gespalten. Nur durch Metallringe wird der Torso noch zusammengehalten. Stützen und Halteseile verhindern das Umfallen des Baumes, bei stark reduzierter Krone. Dennoch zeigt sich die Eiche seit Jahren mit unveränderter Vitalität.
Entwicklung des Brusthöhenumfangs | ||
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1902 | 8,30 m | Ernst Amende |
1994 | 9,55 m | Hans Joachim Fröhlich |
2001 | 10,15 m | Jeroen Pater |
2020 | 10,35 m | Rainer Lippert |
Ort: | Nöbdenitz |
Gemeinde: | Oberes Sprottetal |
Landkreis: | Altenburger Land |
Bundesland: | Thüringen |
Höhe: | 235 m über NN |
Baumart: | Stieleiche |
Alter: | etwa 700 Jahre |
Brusthöhenumfang: | 10,35 m |
Taillenumfang: | 9,21 m |
Höhe des Baumes: | 13 m |
Kronendurchmesser: | 10 m |
Jahr der Messungen: | 2020 |
Literatur
- Jeroen Pater: Riesige Eichen: Baumpersönlichkeiten und ihre Geschichten. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-440-15157-0, Seiten 234-237.
- Stefan Kühn, Bernd Ullrich, Uwe Kühn: Deutschlands alte Bäume. 7. Auflage, Neuausgabe. BLV Verlagsgesellschaft, München 2014, ISBN978-3-8354-1224-8, Seite 85.
- Bernd Ullrich, Stefan Kühn, Uwe Kühn: Unsere 500 ältesten Bäume: Exklusiv aus dem Deutschen Baumarchiv. 2. neu bearbeitete Auflage. BLV Buchverlag, München 2012, ISBN 978-3-8354-0957-6, Seite 129.
- Jeroen Pater: Europas alte Bäume: Ihre Geschichten, ihre Geheimnisse. Kosmos-Verlag, Stuttgart 2010, 2. Auflage, ISBN 978-3-440-12368-3, Seiten 88-89.
- Uwe Kühn, Stefan Kühn, Bernd Ullrich: Bäume, die Geschichten erzählen. BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München 2005, ISBN 3-405-16767-1, Seiten 82-83.
- Hans Joachim Fröhlich: Alte liebenswerte Bäume in Deutschland. Cornelia Ahlering Verlag, Buchholz 2000, ISBN 3-926600-05-5, Seite 365.
- Schutzgemeinschaft Deutscher Wald – Landesverband Thüringen e. V. (Hrsg.): Sagenhafte Bäume in Thüringen. City Druck und
Repro-Center GmbH Erfurt, Oberdorla 1999, Seiten 95-96.
- Hans Joachim Fröhlich: Band 10, Thüringen. In: Wege zu alten Bäumen. WDV-Wirtschaftsdienst, Frankfurt 1994, ISBN 3-926181-24-9, Seite 199.
- Karl Lemke, Hartmut Müller: Naturdenkmale. Bäume, Wasserfälle, Felsen. Tourist-Führer. VEB Tourist Verlag, Berlin/Leipzig 1988. ISBN 3-350-00284-6, Seiten 185-186.
- B. Langkavel: Alte Eichen. In: Die Gartenwelt. Band 2. Verlag von Gustav Schmidt, Berlin 1898, Seite 496.
- Friedrich August Schmidt (Hrsg.): Neuer Nekrolog der Deutschen. Bernhard Friedrich Voigt, Ilmenau 1826, Seite 471.
Letztes Update: 4. Juni 2020